Spiralobjekt von Ulrike Fried-Heufel am nördlichen Stadtpark installiert
ARCHIV-ARTIKEL aus dem Bergsträßer Anzeiger vom 24.03.2012
ZWINGENBERG. Es ist hübsch, bewegt sich und bereichert seit neustem den Zwingenberger Stadtpark: Das von Ulrike Fried-Heufel gestaltete Spiralobjekt wurde am Mittwoch offiziell enthüllt. Das Projekt entstand im Schulterschluss mit dem Förderkreis für Kunst und Kultur. Die Künstlerin ist Vorstandsmitglied. Realisiert wurde das Objekt gemeinsam mit der Edelstahl-Expertin Petra Stoll (wir haben berichtet). In Anwesenheit des Magistrats und Mitgliedern des Förderkreises erläuterte Ulrike Fried-Heufel die visuellen Besonderheiten und den pädagogischen Wert der Drehscheibe. “Sehen, Erkennen, Staunen”, definierte sie den Dreiklang, der auch junge Menschen zum aktiven Erleben der optischen Täuschung anregen soll. Der Standort in unmittelbarer Nähe des Spielplatzes ist kein Zufall. An Ort und Stelle können Kinder ihre sinnliche Wahrnehmung spielerisch trainieren und damit schärfen. Die dünne Scheibe selbst ist kugelgelagert und stabil im Boden fixiert. Sie hat einen Durchmesser von einem Meter und erzeugt ein so genanntes stereokinetisches Phänomen:
Beim Drehen entsteht im Kopf des Betrachters eine dreidimensionale Illusion. Auch im Stillstand wird das menschliche Auge von den Spiralformen an der Nase herum geführt. Man meint, Bewegungen zu erkennen. Die Dynamik begründet sich in der besonderen Linienführung und sich überlagernden Anordnung der Spiralen, die von Ulrike Fried-Heufel und Petra Stoll eigens für das Objekt entworfen wurden. Der Vorsitzende des Förderkreises, Altbürgermeister Dieter Kullak, freute sich über das gelungene Projekt, das von der Jubiläumsstiftung der Sparkasse Bensheim finanziell unterstützt wurde. “Wir wollen Kinder und Jugendliche für Kunst interessieren”, sagte Kullak bei der Enthüllung der Scheibe, die eine weitere visuelle Illusion erzeugt: Der “motion after effect” entsteht, wenn die Augen eine Zeit lang die sich drehenden Spiralformen ansehen. Wendet man den Blick auf ein statisches Objekt, erscheint eine Bewegung in die entgegengesetzte Richtung. Vor drei Jahren hatte die in Zwingenberg lebende Künstlerin und langjährige Kunsterzieherin für das Mainzer Maria-Ward-Gymnasium zwei Metallobjekte gestaltet und so das Thema optische Täuschungen bildhaft umgesetzt. Im Dialog mit dem Förderkreis und Bürgermeister Dr. Holger Habich entstand die konkrete Idee, ein Edelstahlobjekt im Stadtpark zu platzieren. Jetzt hoffen die Macher, dass die Drehscheibe mit ihrer visuellen Faszinationskraft auch in der Lage ist, potenzielle Vandalen in interessierte Beobachter zu verwandeln. tr
© Bergsträßer Anzeiger, Samstag, 24.03.2012