Eine Kirche, viele Perspektiven

BLICKACHSEN 360 GRAD: Förderkreis Kunst und Kultur stellt noch bis Sonntag im evangelischen Gemeindehaus
aus

ARCHIV-ARTIKEL VOM DIENSTAG, DEN 16.12.2014
Von der BA-Mitarbeiterin Jeanette Spielmann

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ZWINGENBERG. Die Zwingenberger Bergkirche ist ein Gebäude ganz besonderer Art. Die im Mittelalter
entstandene Kirche ist neben ihrer bauhistorischen Bedeutung auch Wahrzeichen der Stadt – und das nicht
nur für die Zwingenberger. Wer auf der Autobahn die Bergstraße passiert, erkennt das markante weiße
Bauwerk auch von Weitem und weiß sofort, da ist Zwingenberg. Und das, “ohne jemals in der Kirche gewesen
zu sein”.
Als Holzrelief oder Fotografie
Nach Meinung von Dekan Arno Kreh gibt es nur wenige Kirchen mit dieser Wirkung. Sein Eingeständnis, dass
auch er die Bergkirche noch nicht von innen gesehen hat, sorgte am Sonntag im Gemeindehaus für
ungläubiges Staunen, ist aber nachvollziehbar. Pfarrer Arno Kreh ist erst seit Anfang des Jahres Dekan im
evangelischen Dekanat Bergstraße und seit Mai wird das Gotteshaus wegen der notwendigen Renovierung
nicht mehr genutzt.
Das Gemeindehaus an der Darmstädter Straße ist jetzt die “Ersatzkirche”. Hier finden die Gottesdienste statt
und seit Sonntag ist hier auch die Bergkirche präsent: als Holzrelief, als Fotografie, als Gemälde, Aquarell,
Zeichnung, Grafik oder als Abbild auf einer Schiefertafel vom Dach der Bergkirche, die sich mit der
entsprechenden Nummer versehen wunderbar als Türschild eignet.
50 Kreative
Nahezu 50 kreative Köpfe aus Zwingenberg und Umgebung haben sich in den vergangenen Monaten an dem
Unterstützungsprojekt des Förderkreises für Kunst und Kultur und der evangelischen Kirchengemeinde
beteiligt und unter dem Motto “Blickachsen 360 Grad” die Zwingenberger Kirche aus ihrer Sicht dargestellt.
Seit Sonntag sind die ganz unterschiedlichen Arbeiten im evangelischen Gemeindehaus ausgestellt und
können dort bis kommenden Sonntag besichtigt und vor allem auch erworben werden. Denn der Erlös soll mit
zur Finanzierung der Bergkirche beitragen.
Zur Ausstellungseröffnung hatte Bürgermeister Dr. Holger Habich in Vertretung des Vorsitzenden des
Förderkreises die Künstler und Gäste begrüßt und das Engagement der Teilnehmer gewürdigt. Es sei schön,
dass sich Menschen zusammenfinden, um etwas für die Bergkirche zu tun. Denn wie es wäre, wenn es die
Bergkirche nicht mehr gäbe, sei auf einer der ausgestellten Fotomontagen zu erkennen.

Dekan Arno Kreh bezeichnete das Motto “Blickachsen 360 Grad” als wunderbaren Titel, denn auch in der
Kirche sei der weite Blick gewollt. Es sei das Anliegen der Kirche, das Leben in seiner Fülle in den Blick zu
nehmen. Mit ihrem Engagement hätten die Künstler einen wichtigen Beitrag für die Spendenaktion zur
Kirchenrenovierung geleistet
Beeindruckt vom Herzblut, das in den Arbeiten stecke, zeigte sich Pfarrer Stefan Hund. Er sah nicht nur den
finanziellen Aspekt des Unterstützungsprojektes, das auch zur Auseinandersetzung mit der Kirche angeregt
habe. “Blickachsen 360 Grad sind auch nach oben offen”, so der Pfarrer, der insbesondere der Zwingenberger
Künstlerin Ulrike Fried-Heufel dankte, die sich dieses Projektes angenommen hatte.
Das Projekt habe die Erwartungen übertroffen, zeigte sich Ulrike Fried-Heufel von der Vielzahl der Arbeiten
mit den ganz unterschiedlichen Sichtweisen der Kunstschaffenden positiv überrascht. Die Bergkirche sei ein
historisch wertvolles Kulturgut und mit ihren Arbeiten hätten die Teilnehmer auf künstlerische und auf originelle
Weise sichtbare Zeichen gesetzt. Ganz bewusst habe man die Teilnahme am Projekt nicht eingeschränkt.
Jeder konnte teilnehmen und auch gedanklich wurden keine Grenzen gesetzt. Frei waren die Teilnehmer auch
bei ihrer Preisgestaltung, wobei der Spielraum zwischen 10 und 100 Euro lag.
Einige der Arbeiten waren schon bei der Gewerbeschau in Zwingenberg Ende Oktober zu sehen und einige
haben auch schon einen Käufer gefunden, wie ein roter Punkt verdeutlichte.
Noch bis kommenden Sonntag (21.), wenn Pfarrer Stefan Hund im Gottesdienst verabschiedet wird, sind die
Arbeiten im Gemeindehaus ausgestellt und können während der Bürozeiten besichtigt werden: Montag,
Donnerstag und Freitag jeweils von 9 bis 11 Uhr, Mittwoch von 15.30 bis 18 Uhr.

© Bergsträßer Anzeiger, Dienstag, 16.12.2014
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