1000 Jahre Getwinc künstlerisch umgesetzt

KULTUR: Bild von Ulrike Fried-Heufel wird am Tag der Vereine als handsignierter Druck in limitierter Auflage verkauft

ARCHIV-ARTIKEL aus dem Bergsträßer Anzeiger vom 20.04.2012

Presse-1000Jahre

ZWINGENBERG. Wer auf der Suche nach einer bleibenden Erinnerung an das Jubiläumsjahr 1000 Jahre Getwinc ist, der hat am kommenden Sonntag (22. April) im Rahmen des Tages der Vereine (11 bis 17 Uhr, Melibokushalle) Gelegenheit dazu, solch ein “Souvenir” zu erstehen – Ulrike Fried-Heufel, namhafte Künstlerin mit Wohnsitz Zwingenberg, hat in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Förderkreis Kunst und Kultur einen limitierten Druck aufgelegt, der für 18 Euro zu haben ist.

Lorscher Codex “zerrissen”

Beim Motiv handelt es sich um das mittlere Bild eines Triptychons, das im Herbst des vergangenen Jahres entstanden ist. Bei dem Bilder-Trio wiederum handelt es sich um Collagen, die jeweils einen Auszug aus dem Teil des Lorscher Codex enthalten, der Zeugnis davon ablegt, dass es Getwinc – sozusagen den “Vorläufer” Zwingenbergs – bereits vor 1000 Jahren gegeben hat.

Was in diesem Jahr gefeiert wird, das ist nämlich nicht etwa 1000 Jahre Zwingenberg, sondern die Ersterwähnung einer “schmalen Stelle” (Getwinc = Gezwinge), “wo die Straße wegen der sumpfigen alten Neckarbetten sich am Gebirgsrand vorbeizwängt”, wie es in der Chronik der Kommune heißt. Im Jahre 1012 verlieh Kaiser Heinrich II. dem Abt Poppo von Lorsch auf dessen Bitten den Wildbann im Odenwald – die Grenzbeschreibung beginnt bei Zwingenberg beziehungsweise lautet: “Tenet namque bannum in loco qui dictur Getwinc”, was übersetzt heißt: “Der Bann beginnt am Ort Getwinc”.

Es war Hanns Werner, Mitglied des Vorstands des Förderkreises Kunst und Kultur, der das Interesse von Ulrike Fried-Heufel an dem Thema 1000 Jahre Getwinc weckte. Der geschichtsinteressierte Zwingenberger machte den Vorstand mehrfach auf das Jubiläum aufmerksam – und löste Kreativität aus. Auf Basis der von Wolfgang Sauer vor einigen Jahren organisierten Faksimile des Lorscher Codex begann Ulrike Fried-Heufel mit der künstlerischen Umsetzung des Themas.

Nicht ohne sich vorher abzusichern: Sowohl vom Leiter der Welterbestätte Kloster Lorsch, Dr. Hermann Schefers, als auch von Degener-Verlag, dem Herausgeber der Codex-Faksimile, holte sie sich die Genehmigungen ein, dass sie die Codex-Kopien künstlerisch frei gestalten darf.

Während im ersten und dritten Bild des Triptychons die Rolle von Kaiser Heinrich II. thematisiert wird, steht im zweiten – dem mittleren – Bild und damit der Vorlage für den Druck die eingangs skizzierte Ersterwähnung im Mittelpunkt.

Sand aus Zwingenberg verwendet

Die Urkunde – in karolingischer Minuskel verfasst – wird auf der linken Seite durch eine Collage der Königshalle Lorsch überlagert. Zu sehen ist das Blattkapitell auf einer Säule mit rundem Schaft, umgeben von den typischen roten quadratischen Steinen. Der Bezug zu Lorsch ist durch den Lorscher Codex gegeben, weiterhin durch den Abt Poppo von Lorsch, der den Wildbann erhielt.

Der farbliche Rahmen des Bildes ist in Blau, Türkis und Schwarz gehalten – damit werden Vergangenheit und Fiktion angesprochen. Die Verwendung von Zwingenberger Sand – als Hinweis auf die greifbare Realität – wird mit den Farben Ocker und Siena eingebunden.

Ulrike Fried-Heufel hat in Zusammenarbeit mit dem Förderkreis Kunst und Kultur nun 100 Drucke produzieren lassen, die datiert und nummeriert sind – sie werden überdies von der Künstlerin beim Verkauf signiert. Verkauft werden die Drucke am Stand des Förderkreises, der außerdem auch eine Malaktion anbietet. Produziert wird das erste Zwingenberger Mitmachtbild – wer am Stand vorbeischaut, der ist eingeladen, zu dem Kunstwerk einen Beitrag zu leisten.

Am Stand des Förderkreises Kunst und Kultur zu Gast sein wird auch Angelika Graf, Leiterin der Zwingenberger Stadtbücherei, die Sagen aus der Region erzählen und mit Kindern basteln wird.

Der Förderkreis Kunst und Kultur selbst wird mit einer Rückschau seine Veranstaltungen Revue passieren lassen, daran erinnern, warum der Verein überhaupt entstanden ist, und auf die Rolle Zwingenbergs im Georg-Büchner-Land Hessen hinweisen. mik

© Bergsträßer Anzeiger, Freitag, 20.04.2012

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